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Klaksvik – Färöer Inseln, 5. August 2001
Hallo Ihr lieben sonnenverwöhnten Mitteleuropäer!
Ich grüße Euch heute von den Färöer-Inseln!!! Tja, jetzt werden Eure
geographischen Kenntnisse mal wieder auf die Probe gestellt? Aber die
Fußballfans unter Euch kennen zumindest schon mal den Namen der
Inselgruppe im Nordatlantik zwischen Schottland und Island: Denn die
heldenhaften Fußballer von den Färöer haben schließlich unsere lieben
österreichischen Freunde mit 1:0 in einer WM-Qualifikation geschlagen.
Dabei gibt's hier nur 44.000 Einwohner auf 18 Inseln verteilt. Deswegen
begegne ich eigentlich auch kaum einer Menschenseele, stattdessen aber
ständig einem der 88.000 Schafe.
Diese Inseln hier haben es mir echt angetan. Denn hier regt sich keiner
auf wenn 3,5 Millionen Lebewesen Krach machen und in die Natur kacken. Es
gibt keine Bürgerinitiative zur Rettung irgendeines Tiergartens oder
einer Insel. Hier ist dies einfach normal, denn hier gibt es halt 3,5
Millionen Vögel und diese müssen leider ständig "aufs Klo". Der Krach,
den diese veranstalten, ist zwar nicht ganz so heftig wie in Berlin, aber
dafür sind die hohen Frequenzen, in denen gezwitschert wird, auf die Dauer
auch eine Belastung, so dass in Deutschland sicher gleich wieder eine
Bürgerinitiative gegen solchen "Fluglärm" gegründet werden müsste.
Leider ist dies nicht das einzige mal wo der Spruch "Shit happens"
Realität wurde, (indem dieser Shit mir auf den Kopf plumpste): Beim
Klettern durch die Berge greift man auch mal in den Shit eines der
Resultate, die die 88.000 Wollproduzenten hinterlassen. So, genug
der Sch...geschichten. Denn die Färöer sind echt nicht (vollkommen)
beschissen!
Da die Färöer-Inseln nicht gerade aus großen Städten bestehen, läuft
hier der Alltag etwas anders ab als bei uns in Mitteleuropa! Oder kann man
bei uns volle Bierkästen per Post bestellen. Dies funktioniert hier echt
prima. Bevor die Fähre zu einer abgelegenen Insel abfuhr, kam der
Briefträger mit einem Kasten Bier (und Briefen) an. Der Kasten war mit
einem Pappdeckel versehen, auf dem die Adresse stand und viele bunte
Briefmarken klebten. Da wegen der rauen See und den oft fehlenden Häfen
die kleinen Fähren tagelang nicht fahren können, hat jedes Dorf seinen
eigenen Hubschrauberlandeplatz. Es sieht schon komisch aus, wenn zwischen
all den alten Häusern, die hier übrigens mit Gras bzw. Torf statt mit
Ziegeln bedeckt sind, ein Hubschrauber zur Landung ansetzt.
Außerdem gibt
es hier noch einige komische Dinge zu essen. Walfleisch (von der internationalen
Walfangkommission übrigens genehmigt) und Papageientaucher sind sicher
nicht unbedingt auf unseren Speisekarten zu finden.
Auf den Strassen zu den entlegendsten Dörfern gibt es ein prima Busnetz
mit funktionierendem Hub-System (Sternverkehr), der ja im "supertollen"
Mainz leider nicht so funktioniert. In den Bussen fährt natürlich nicht
nur der Mensch mit, sondern auch Brot und sonstiges Futter für die Läden
außerhalb der Zivilisation. Für mich als Gast sind die Inseln von ihrer
Topographie wunderschön: Riesige lang gestreckte Felsmassive ragen
senkrecht aus dem Meer bis zu fast 800 m Höhe empor. So verwundert es
nicht, dass hier angeblich die höchste Klippe Europas zu finden ist. Den
Ausblick von oben kann ich nicht in Worte fassen!
Sämtliche
Inseln sind baumlos, aber dafür saftiggrün, da fast überall entweder
Heidegräser oder Hochmoore die Landschaft bestimmen. Das Grün der
Landschaft in Kombination mit dem Blau des Meeres und den tief hängenden
Wolken ergibt ein herrliches Bild. Diese Bilderbuchlandschaft ist für die
Einheimischen natürlich nicht immer so romantisch. Vor 30 Jahren gab es noch kaum Straßen
Und unsere tollen Politiker könnten sogar von diesen pupsigen Inseln in
Bezug auf das Dosenpfand lernen. Auf den Färöer gibt es einfach keine
Getränkedosen und schwups die wupps ist das Problem erledigt. Denn hier
wird der Müll einfach vermieden, da es ein Problem darstellt diesen vor
allem auf den kleineren Inseln zu entsorgen. Deswegen fungieren die
anfangs genannten Fähren auch als Müllabfuhr. Mit einem Kran werden die
Mülltonnen an Bord gehoben. Dies ist echt ein anstrengenderes "Game" als
das meiner Nachbarsleute, die gebannt vor den Computerspielen im
Internetcafe hocken. Denn die meisten Inselchen haben keinen Hafen, und
dadurch schwankt das Boot beim Be-und Entladen ständig hin und her. Ich
hatte Glück und die See war ruhig, so dass das Boot nur um ca. 1,50 m
hoch und runter schwankte. Aber bei Sturm, wird das Mülltonnenzielen echt
zur Millimeterarbeit!
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