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Thorshavn – Färöer Inseln, 8. August 2001
Liebe durchnässten Freunde des supertollen Sommers in Deutschland!
Leider habe ich erfahren, dass der liebe Sommer schon Abschied von Euch genommen hat. Kopf hoch auch ich muss bald wieder mit diesem ekelhaften Regenwetter auskommen. Richtig eingestimmt wurde ich heute, da ich mir wie ein wandelnder Schwamm vorkam, der quer durch die Wolkenlandschaft von Føroyar (Färöer) wandelt. Glücklicherweise erlebte ich aber sonst eigentlich immer drei bis vier Jahreszeiten innerhalb eines Tages: Novembernebel, Aprilregenschauer und Maisonne und Temperaturen zwischen
5 und 25 Grad wechseln sich ständig ab. Hier kann man sich neben Erfrierungen (kein Witz) durch den eiskalten Wind aber auch einen Sonnenbrand einfangen, da die Sonne eigentlich von 4 Uhr bis halb zwölf Uhr nachts theoretisch scheint.
Ich hoffe mittlerweile habt Ihr diese Inseln im Atlas oder auf dem Globus gefunden. Sie sind übrigens unabhängig von Dänemark, gehören aber zu dessen Königreich. Mit der Währung wird
es hier nicht ganz so ernst genommen. Geldscheine lauten auf Føroyar
Krona, aber für die Münzen machte man sich weniger Arbeit: Diese sind
einfach die dänischen Münzen, die auch Zahlungsmittel in Grönland
sind. Die Einwohner sprechen übrigens Färöerisch das ähnlich dem
Isländischen ist. Leider kann ich Euch aus finanziellen Gründen nur Emails schreiben, und keine Postkarten, da das Porto von etwa 1 Euro mein Eigenkapital total aufzehren würde. Das Porto ist sicher schon deshalb so teuer, da der Briefträger hier immer noch 3-mal die Woche in die abgelegenen Dörfer über Pässe laufen muss, um die Post (und die Bierkästen) auszuliefern bzw. abzuholen. Die anderen Preise sind für skandinavische Verhältnisse äußerst moderat. Nur mit dem
lieben Alkohol haben sie hier immer noch ein Problem. Allerdings gab es bis 1991 sogar mehr oder weniger noch die Prohibition: Wenn man ein Bier trinken wollte, musste man sich in eine Liste eintragen und etwa eine Woche später konnte man dann sein Bierchen erstehen. Jetzt ist alles "viel einfacher". In den 10 Tagen, die ich mittlerweile hier ausharre, sah ich keinen einzigen Laden, in dem es normales Bier zu kaufen gab. Das Höchste der Gefühle sind manche Läden, die Lætøl verkaufen: Leichtbier mit sagenhaften
2,8%!!! Aber besser als gar nix kann ich da
nur sagen. Jetzt verstehe ich auch, warum jeder im Flieger soviel Tuborg
wie möglich in sich reinknallte. Und heute im (lizenzierten) Restaurant
das einzige Bier der Tour: 0,33l für "nur" 4 Euro!!!
Aber schließlich bin ich ja nicht aus Deutschland geflohen, um Bier zu
trinken, sondern um die faszinierende Natur zu entdecken. Diese fällt
unter keine Prohibition und ist kostenlos zu genießen. Allerdings ist
Wandern in Føroyar etwas krasser als in den Alpen oder in sonstigen
touristisch erschlossenen Wandergebieten. Meistens sucht man sich hier
einen Berg aus und versucht ihn irgendwie hochzuklettern, denn in den 10
Tagen hatte ich nur einen einzigen Pfad gefunden, der wohl von
Menschhand geschaffen wurde. Das war der Weg des Briefträgers ins
nächste Dorf. Aber man kommt ganz gut voran, wenn man die Trampelpfade
der Schafe nutzt. Aber leider rennen Schafe meist nicht auf irgendeinen
Gipfel, so dass man dann doch oft einfach querfeldein die steilen
Wiesenwände hoch kraxelt. Abgesehen davon, dass dies etwa so anstrengend war,
wie am Kilimandscharo von der Kibo Hut zum Gilman's Point querfeldein das
Geröll ohne Weg hochzulatschen, ist dies natürlich wesentlich
interessanter, als irgendeinem Pfad blind zu folgen. Allerdings macht
dies natürlich nur solange Spaß, wie die liebe Sonne scheint. Diese
hat wohl noch viele andere Gegenden zu bescheinen und deshalb schaut sie
zwar immer mal wieder vorbei, bleibt aber oft nicht länger, als es
dauert, ein gutes Pils zu zapfen! Dann werden einfach wieder
Tieffliegerwolken vorbeigeschickt und man sieht nur noch 10 Meter weit. Wenn
man dann querfeldein irgendwo in der Pampa unterwegs ist, müssen die
alten Pfadfinderkenntnisse rausgekramt werden und es bleibt nur zu hoffen,
dass die Karte stimmt und man das Kompasslesen nicht verlernt hat. Es
gibt aber glücklicherweise manche Routen, die vor dem Tunnelbau, von
den Einheimischen genutzt wurden. Diese sind mit Steinmännchen
bestückt, die man im dicksten Nebel noch finden kann.
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