|  | Roseau - Dominica, 19. Januar 2001 Zuallererst möchte ich mich mal bei Euch für die vielen netten 
                            Mails bedanken. Nun ja, es wird doch nicht immer alles schlechter,
                            sondern dank der neuen Medien auch vieles viel lustiger und 
                            angenehmer!
                            Ich sitze immer noch auf Dominica und bin noch nicht vom 
                            japanischen Europa-In-Drei-Tagen-Virus befallen wie einige von Euch
                            meinten.                             Dominica heißt übrigens so, weil einer meiner Vorbilder C.K. der 
                            1. also Christoph Kolumbus diese Insel an einem Sonntag
                            (italienisch Domenica) entdeckt hat. Der Name wird hier Do-mi-niiiiiie-ca 
                            ausgesprochen und unterscheidet sich damit noch ein
                            bisschen mehr von "DomRep"! Diese Insel hat es mir wirklich 
                            angetan. Hörte ich bisher fast den ganzen Tag über Reggae, 
                            also auf der Strasse, im Minibus, im Flughafen, im Restaurant, im 
                            Hotelzimmer und irgendwo in der Pampa, so hört man hier
                            eigentlich nur das Rauschen der vielen Bäche und Flüsse und 
                            den Wind der durch die Baumwipfel pfeift sowie natürlich das
                            Zwitschern der Vögel, die überall herumfliegen. Ich war jetzt 4 
                            Tage lang praktisch immer im Regenwald und habe diese
                            einzigartige Schönheit und das Bizarre dieser Insel genossen. Da 
                            Dominica wie fast alle Inseln der kleinen Antillen
                            vulkanischen Ursprung ist, gibt es zahlreiche vulkanische 
                            Kuriositäten. Zum Beispiel bin ich zum "Boiling Lake" gewandert.
                            Der See sieht aus wie ein riesiger Topf voll mit Spaghettiwasser. 
                            Überall kocht und sprudelt es. Natürlich ist man gleich von
                            einer riesigen Dampfwolke umgeben und man sieht nichts mehr 
                            - vor allem als Brillenträger! Der Weg dorthin führte zunächst durch
                            tropischen Regenwald mit total kunterbunten Blumen, die ich noch nie 
                            zuvor gesehen hatte. Anschließend erreichte ich das "Valley of Desolation". Dieses
                            Tal ist vor hundert Jahren nach einem Vulkanausbruch praktisch zu 
                            einer Wüste im Regenwald verwandelt worden. Überall
                            stinkt es dank der Schwefelsäure wie                             auf nicht gereinigten Bahnhofstoiletten. Die Erde ist kunterbunt gefärbt von Schwarz über
                            Rostbraun und Gelb bis Weiß aufgrund der verschiedenen Mineralien, die sich angelagert haben. Aus allen 
                            Löchern blubberte der kochende Schlamm durch die Gegend
                            und der kleine Bach bestand auch nur aus kochendem Wasser. 
                            Hier könnte man eine coole Party ohne extra Nebelmaschine
                            ausrichten, denn oft sah man gar nichts mehr vor seiner Nase. Da diese Tour 
                            fast einem Tagesmarsch entspricht, kommen nur sehr
                            wenige Touristen hinauf, und man kann diese Einöde so richtig 
                            genießen. Ich war mit einem einheimischen Guide dorthin gewandert, und so lernte
                            ich noch ein bisschen etwas über das Leben in Dominica.  Am 
                            nächsten Tag krabbelte ich durch den Regenwald auf der Suche
                            nach Papageien, die es hier noch in freier Wildbahn geben soll. Nach 4 
                            Stunden rumsuchen und rumlaufen, fand ich dann 5 Meter vor
                            mir in einem Baum das Wappentier Dominicas, den Imperial 
                            Parrot. Glücklicherweise fühlte er sich nicht durch mich bedroht
                            und schaute mich nur schräg an, und dachte sich wohl, was für ein 
                            komisches Wesen, das mich da anglotzt. Diese Papageien werden bis zu
                            50 cm groß und sind fast ausschließlich grün gefiedert mit Ausnahme der lila Brust. 
                             Später bin ich in den Mangroven mit einem
                            Einheimischen im Ruderboot durch das Land des Indian River 
                            gefahren. Der Name kommt von den indigenen Einwohnern, die es in
                            Dominica noch tatsächlich gibt. Diese sind Nachfahren der 
                            Carib-Indianer. Sie gaben der ganzen Region Karibik ihren
                            Namen - und einem guten Bier schließlich auch. Leider sieht man kaum noch diese
                            Menschen, da sie in ihrem eigenem Territorium leben. Ich
                            wollte nicht diese Leute wie im Zoo bestaunen.
                             Heute war dann 
                            Wasserfallbestauntag angesagt. Wieder ging es auf ziemlich 
                            krassen
                            Pfaden durch den Regenwald zu mehreren Wasserfällen, die bis 
                            zu 100 Meter empor ragten. Stundenlang sah ich keine
                            Menschenseele, aber der Weg war sogar wie in Europa z. T. 
                            markiert, so dass ich mich nicht verlaufen konnte. An einer
                            Wegkreuzung sollte laut Touristen-Info eine Boa Constrictor leben. 
                            Diese hatte aber heute anscheinend ihren freien Tag, so dass ich
                            mit einigen gereizten Krabben, die mich ständig angriffen, 
                            mich zufrieden geben musste. Aber einige andere ebenfalls ungiftige 
                            Schlangen
                            lagen schon mal auf dem Weg. Nicht nur die Leute sind hier 
                            ziemlich relaxed, auch die Tiere. Die Schlangen hatten nämlich
                            überhaupt keinen Bock, mir mal Platz zu machen...  Dadurch, dass 
                            ich mich nun nicht in der "DomRep" befinde, sind die Abende eher
                            als ruhig zu bezeichnen, wenn nicht gerade wieder jemand mit 
                            seiner Proletenschüssel durch die Strasse rauscht und die Bässe
                            die Klapperschüssel fast zerlegen. Die Mucke erinnert hier schon viel 
                            an Calypso als an Reggae, was sich aber ähnlich anhört. Die
                            Experten werden es mirhoffentlich  verzeihen. Noch komm ich mit der 
                            Musik klar...sie hängt mir noch nicht zum Hals raus. Trotz
                            fehlender Party kann man aber den Einheimischen Suff genießen: 
                            Ich gehe jetzt gleich wieder Erdnuss-Punsch trinken, oder
                            den Bush-Rum. Das ist Rum mit irgendwelchen Kräutern gemischt. 
                            Schmeckt echt bizarr aber gut, und kostet nur halb soviel
                            wie das Kubuli-Bier! In diesem Sinne CHEERS!   |