Und bist Du auch seit Aschermittwoch am
Fasten? Schließlich gehört die Fastenzeit sicherlich für viele
Meenzer genauso wie die Fassenacht zum Leben in der goldenen Stadt
dazu – ich denke nur an ein Auswärtsspiel montags abends in
Gladbach zwischen Aschermittwoch und Ostern als mal der Gästeblock
die alkoholfreien (!) Bierreserven komplett leerte und das „normale“
Bier auch noch nach Abpfiff verfügbar war.
Der Sinn der Fastenzeit besteht ja
darin, freiwillig auf etwas zu verzichten und ist im Jahr 2017
ziemlich populär, wenn man mal die ersten Wochen des neuen Jahres
Revue passieren lässt. Da hat im Januar Sigmar Gabriel so ziemlich
alle überrascht, freiwillig auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten.
Und was geschah am Freitag, am dritten Tag der Fastenzeit? Da
verzichtete der Präsident unseres Fußball- und Sportvereins
freiwillig auf eine Kandidatur als ehrenamtlicher Vorsitzender des
neu zu wählenden Vorstands – was in unserem Städtchen einer
Kanzlerkandidatur gleich kommt.
Nachtreten wird im Fußball ja zurecht
mit rot bestraft. Daher ziehe ich lieber ein wenig den Vergleich
zwischen Siggi und Harry, verbunden mit einer Hoffnung auf weitere
Gemeinsamkeiten. Beide Alphatiere haben zu Zeiten Verantwortung
übernommen, in denen es jeweils um das eigene Steckenpferd recht
schlecht aussah. Die SPD damals im Dauertief und Mainz 05 dümpelte
finanziell arg dünn aufgestellt in seinem ersten Zweitligajahr dem
direkten Wiederabstieg entgegen. Aufsteiger in die Bundesliga damals
am Ende der Saison: Fortuna Düsseldorf und der FC Homburg –
Mitabsteiger Union Solingen, Viktoria Aschaffenburg und wegen
Lizenzentzug (wie so oft) Kickers Offenbach. Das war 1988 – da hieß
es noch 6500 Mainz 1! Wir befanden uns noch zwei Jahre vor der
Wiedervereinigung. Dass in über 28 Jahren nicht alles richtig läuft,
liegt halt daran dass hier Menschen am Werk sind. Und zum Geben und
Nehmen – auch bei Ehrenamtlern – gibt es Leute im Verein die
Zahlungen veranlassen und die Zahlungen empfangen. Da mir die
Sachkenntnis fehlt, wieso weshalb warum ein ehrenamtlich Tätiger,
womöglich vielleicht wahrscheinlich eine sehr große Summe Geld
erhält, möchte ich das nicht weiter bewerten (und wie bereits
geschrieben nicht nachtreten).
Auch Gabriel hat in der Vergangenheit
in seiner SPD einiges richtig gemacht – aber wir Menschen goutieren
bei Harry und Siggi halt vergangene Heldentaten irgendwann nicht mehr
und das Blatt wendet sich. Der Presse- und Narrenfreiheit sei Dank
wurde über beide viel und sehr kritisch berichtet. Und das hat
sicherlich mit dazu beigetragen, dass diese ihr Standing in der
Bevölkerung dann doch mal überdacht haben. Beiden ist hoch
anzurechnen, dass sie nicht mit dem Kopf durch die Wand gegangen sind
und nur noch ihr Ego, schlimmstenfalls in Kamikaze-Manier, auf jeden
Fall zum Schaden des Vereins bzw. der Partei gehätschelt haben –
sondern die Notbremse gezogen haben und zwar freiwillig. Auch hier
ist kein Nachtreten angesagt, schließlich waren beide anscheinend
nicht so beratungsresistent wie sie von außen immer beschrieben
wurden.
Und was kommt jetzt? Ich würde mir
wünschen, dass es uns da ein bisschen wie der SPD ergeht. Dass hier
wieder Aufbruchstimmung und ein Hype entsteht, so wie es gerade bei
den Sozis abgeht. Ich hätte nicht gedacht, dass man mal einen
Kanzlerkandidaten als „Geile Sau“ bezeichnet – vielleicht
werden wir ja bald wieder als eben dieses „Tollhaus der Liga“
bezeichnet, nicht negativ wie es die „11 FREUNDE“ in ihrer
aktuellen Ausgabe meinten, sondern weil wegen mir 'ne „Geile Sau“
als Vorstandsvorsitzende(r) kandidiert – und seine Kandidatur auch
gerne schon zum Ende der Fastenzeit bekannt gibt, die ja noch sechs
Wochen dauert!