HomeFußballReisenBücher

Harry & Siggi

  

Mainz, 5. März 2017

Und bist Du auch seit Aschermittwoch am Fasten? Schließlich gehört die Fastenzeit sicherlich für viele Meenzer genauso wie die Fassenacht zum Leben in der goldenen Stadt dazu – ich denke nur an ein Auswärtsspiel montags abends in Gladbach zwischen Aschermittwoch und Ostern als mal der Gästeblock die alkoholfreien (!) Bierreserven komplett leerte und das „normale“ Bier auch noch nach Abpfiff verfügbar war.


Der Sinn der Fastenzeit besteht ja darin, freiwillig auf etwas zu verzichten und ist im Jahr 2017 ziemlich populär, wenn man mal die ersten Wochen des neuen Jahres Revue passieren lässt. Da hat im Januar Sigmar Gabriel so ziemlich alle überrascht, freiwillig auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten. Und was geschah am Freitag, am dritten Tag der Fastenzeit? Da verzichtete der Präsident unseres Fußball- und Sportvereins freiwillig auf eine Kandidatur als ehrenamtlicher Vorsitzender des neu zu wählenden Vorstands – was in unserem Städtchen einer Kanzlerkandidatur gleich kommt.


Nachtreten wird im Fußball ja zurecht mit rot bestraft. Daher ziehe ich lieber ein wenig den Vergleich zwischen Siggi und Harry, verbunden mit einer Hoffnung auf weitere Gemeinsamkeiten. Beide Alphatiere haben zu Zeiten Verantwortung übernommen, in denen es jeweils um das eigene Steckenpferd recht schlecht aussah. Die SPD damals im Dauertief und Mainz 05 dümpelte finanziell arg dünn aufgestellt in seinem ersten Zweitligajahr dem direkten Wiederabstieg entgegen. Aufsteiger in die Bundesliga damals am Ende der Saison: Fortuna Düsseldorf und der FC Homburg – Mitabsteiger Union Solingen, Viktoria Aschaffenburg und wegen Lizenzentzug (wie so oft) Kickers Offenbach. Das war 1988 – da hieß es noch 6500 Mainz 1! Wir befanden uns noch zwei Jahre vor der Wiedervereinigung. Dass in über 28 Jahren nicht alles richtig läuft, liegt halt daran dass hier Menschen am Werk sind. Und zum Geben und Nehmen – auch bei Ehrenamtlern – gibt es Leute im Verein die Zahlungen veranlassen und die Zahlungen empfangen. Da mir die Sachkenntnis fehlt, wieso weshalb warum ein ehrenamtlich Tätiger, womöglich vielleicht wahrscheinlich eine sehr große Summe Geld erhält, möchte ich das nicht weiter bewerten (und wie bereits geschrieben nicht nachtreten).


Auch Gabriel hat in der Vergangenheit in seiner SPD einiges richtig gemacht – aber wir Menschen goutieren bei Harry und Siggi halt vergangene Heldentaten irgendwann nicht mehr und das Blatt wendet sich. Der Presse- und Narrenfreiheit sei Dank wurde über beide viel und sehr kritisch berichtet. Und das hat sicherlich mit dazu beigetragen, dass diese ihr Standing in der Bevölkerung dann doch mal überdacht haben. Beiden ist hoch anzurechnen, dass sie nicht mit dem Kopf durch die Wand gegangen sind und nur noch ihr Ego, schlimmstenfalls in Kamikaze-Manier, auf jeden Fall zum Schaden des Vereins bzw. der Partei gehätschelt haben – sondern die Notbremse gezogen haben und zwar freiwillig. Auch hier ist kein Nachtreten angesagt, schließlich waren beide anscheinend nicht so beratungsresistent wie sie von außen immer beschrieben wurden.


Und was kommt jetzt? Ich würde mir wünschen, dass es uns da ein bisschen wie der SPD ergeht. Dass hier wieder Aufbruchstimmung und ein Hype entsteht, so wie es gerade bei den Sozis abgeht. Ich hätte nicht gedacht, dass man mal einen Kanzlerkandidaten als „Geile Sau“ bezeichnet – vielleicht werden wir ja bald wieder als eben dieses „Tollhaus der Liga“ bezeichnet, nicht negativ wie es die „11 FREUNDE“ in ihrer aktuellen Ausgabe meinten, sondern weil wegen mir 'ne „Geile Sau“ als Vorstandsvorsitzende(r) kandidiert – und seine Kandidatur auch gerne schon zum Ende der Fastenzeit bekannt gibt, die ja noch sechs Wochen dauert!

Nach oben