Mainz, 9. Februar 2019
Habt Ihr sie schon bemerkt? In unserer
goldenen Stadt haben wir ja ohnehin eine Jahreszeit mehr, als der
Rest der Welt. Gestern Abend gab es ja sechs Buden zu bewundern,
betrauern oder zur Kenntnis zu nehmen. Da fünfsechstel davon auf der
falschen Seite geschossen wurden, ist für einige Internetnutzer die
Zeit der sechsten Jahreszeit mal wieder gekommen.
Seit dem letztem Heimspiel gegen die
Dosen, spätestens aber seitdem der Klassenerhalt in Dortmund
gesichert wurde, war die sechste Jahreszeit beendet. Es gab einen
souveränen Auftritt zu zehnt bei den Veilchen in Aue zum Start in die neue
Spielzeit und ruck zuck wurden 7 Punkte in den ersten drei Spieltagen
eingesackt. Das waren wahrlich harte Zeiten für die Fans der
sechsten Jahreszeit. Selbst als die rot-weißen Jungs traditionell
beim Don auf Schalke in alter Verbundenheit als Aufbaugegner dienten
und sie in Gladbach bzw. Leipzig jeweils vier Tore kassierten, war
die Zeit für die sechste Jahreszeit noch nicht da. Vielleicht wäre
sie vor Weihnachten gekommen, wenn die Diva vom Main mehr als den
üblichen Punkt mit zurück zum Nebenfluss genommen hätte – so
aber wurde erstmal der Winter in Ho$$enheim mit Last Christmas
begrüßt.
Wintersport können Bayern ohnehin
besser als Rheinhessen, aber seit letztem Sonntag konnten sich die
Anhänger der sechsten Jahreszeit langsam darauf einstimmen,
dass nun ihre Stunde gekommen ist. Die Jungs aus der Farbenstadt
waren wie sooft eine Wundertüte und gestern Abend hat auf deren Seite
einfach alles gepasst. Es geht im Fußball nicht immer nur darum,
warum jemand angeblich so schlecht ist, sondern auch darum, dass ein anderer einfach
etwas saugut hinbekommen hat - und das sollten wir einfach alle mal
akzeptieren, bis auf die Fans der sechsten Jahreszeit natürlich. Denn sie haben
sie jetzt ausgerufen. 9 Monate hatten sie darauf wahrscheinlich sehnsüchtig gewartet – es war
am Ende dann gar keine schwere Geburt, denn die zweithöchste
Heimniederlage in der Bundesliga - Vizekusen halt ;-) - machte es
richtig einfach, mal wieder „Schwarz und Schröder raus!“
rauszublöken.
Haddemer schon...? Genau, ist
eigentlich so ähnlich wie letzte Saison, denn da korrelierte die
fünfte teilweise mit der sechsten Jahreszeit, wenn ich da an die
beiden Fastnachtsspiele denke bzw. an die beiden Auftritte am
Nebenfluss. Neu für mich ist eigentlich nur, dass die Anhänger der
sechsten Jahreszeit anscheinend auf Facebook mittlerweile so wenig
Aufmerksamkeit erhalten, dass sie jetzt rüber zu Instagram pilgern
und da ihren Frust ablassen. Vor lauter Pöbelei wird da ganz
vergessen, dass Instagram eine Bildplattform ist, die mehr vom
Visuellen als vom Textlichen lebt. Da aber das Bild für die Anhänger
der sechsten Jahreszeit gar keine Rolle spielt, lassen sie direkt
ihre Ergüsse in den Kommentaren ab, noch bevor sie überhaupt ein
Profilbild erstellt oder gar einen eigenen Bildbeitrag gepostet
haben. Doof ist's halt, wenn man zwar mit den passenden Bildern viele
Likes auf Instagram erhält, die Kommentare von den Igers (Instagram
Nutzer*innen) aber gar nicht gelesen werden. Und dann kann man die
Posts noch nicht mal teilen, damit der Shitstorm so schön groß
wird wie in besten Facebook-Hatespeech-Zeiten. Das ist natürlich
doof...für die Anhänger der sechsten Jahreszeit. Für alle anderen
bleibt die Hoffnung, dass das Netz sich am Ende tatsächlich selbst
reguliert und die Fans der sechsten Jahreszeit irgendwann die Finger
von der Tastatur nehmen, weil ihre Kommentare eh keine Beachtung mehr
finden und bereits das nächste tolle Motiv auf Instagram so viel
spannender ist, als die Pöbelei in der sechsten Jahreszeit!
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour
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