Mainz, 21. Januar 2018
„Wen wählst Du am Sonntag?“ war sicherlich die am häufigsten gestellte Frage beim gestrigen Stuttgart-Spiel. Während ich am Freitag mehr auf die Umstände rund um die Wahl eingegangen bin, geht es mir heute eher um die Kandidatin und die Kandidaten. Dankenswerterweise hatten hierfür die Supporters uns die Möglichkeit gegeben, sich vor dem Spiel unter dem A-Block ein Bild von ihnen zu machen. Gewinner waren eindeutig die Supporters, denn das Angebot mit den vieren ins Gespräch zu kommen, ist rege von Jung und Alt angenommen worden.
Eine Wahlempfehlung auszusprechen ist
immer eine schwierige Sache. Alle vier Kandidaten haben in ihren
Präsentationen davon gesprochen, wieder Ruhe in den Verein bringen zu wollen. Bevor es später zur Wahl des Vorstandsvorsitzenden kommt,
steht zunächst wohl noch ein Antrag auf eine Satzungsänderung an.
In dieser geht es darum, zukünftig einen hauptamtlichen
Vorstandsvorsitzenden zu wählen. Damit wäre die Wahl zum
ehrenamtlichen Vorstandsvorsitzenden hinfällig und Ruhe würde bei
Mainz 05 sicherlich nicht einkehren. Daher sollte man diese Änderung
sicherlich im Hinterkopf behalten. Ob sich diese Änderung für heute
empfiehlt, sei dahingestellt.
Rouven Schröder hat einmal sinngemäß
gesagt, das wichtigste bei Mainz 05 sei der Verein und nicht die
Köpfe. Die vier Köpfe, die das neue Aushängeschild von unserem
Verein werden wollen, haben alle einen unterschiedlichen Wahlkampf in
der Kürze der Zeit geführt. Gestern sah ich auf der Seite 17 der AZ
eine Anzeige der „Interessengemeinschaft Mainz 05“. Wer diese
Interessengemeinschaft ist, bleibt im Nebel. Es ist aber anzunehmen,
dass diese mit dem Wissen von Herrn Doetz die Anzeige platziert hat.
In dieser duzt sie alle Leserinnen und Leser der AZ zunächst und
fordert diese auf, ins Stadion zu kommen. Wenn es um die Wahl geht,
verfällt der Verfasser der Anzeige ins Sie und befiehlt „Wählen
Sie Jürgen Doetz!“. Danach werden seine vermeintlichen USP (nicht
Ultras Sankt Pauli – sondern Unique Selling Points) aufgezeigt: Er
hätte Erfahrung. Frau Federhenn und Herr Hofmann sind bei Mainz 05
allerdings auch schon sehr lange im Geschäft. Er sei der Kandidat,
den man kennt, „überall dort wo es hilft“ - das Komma fehlt
tatsächlich – ob es an der heißen Nadel lag, mit der sie
gestrickt wurde? Herr Hofmann hatte das Nachwuchsleistungszentrum
aufgebaut und 12 Jahre geführt – dadurch ist er sicherlich gut mit
DFB und DFL vernetzt. Herr Doetz sei der Kandidat mit klarem Programm
„für unsere Probleme“. Von Lösungen ist nicht die Rede – denn
diese hätte er ja in seiner Funktion bis Sommer auch präsentieren
können. Schließlich sei Herr Doetz der Kandidat, „der dem Verein
rund um die Uhr zur Verfügung stehen wird“. Die maximale
Wochenarbeitszeit in Deutschland beträgt 48 Stunden – mehr möchte
ich persönlich einem Ehrenamtler auch nicht zumuten. Schließlich
arbeitet dieser in einem Team und die vorgestern angesprochenen
Alphamännchen, die alles alleine entscheiden, befinden sich auf dem
absteigenden Ast. Trotzdem ist der letzte Punkt sehr wichtig, wenn
man an die oben genannte Satzungsänderung denkt, die im Raume steht.
Womöglich wäre er ein Kandidat für einen zukünftig zu wählenden
hauptamtlichen Vorstand.
„Der Plan ist perfekt“ so lautet
das Intro zu einem „investigativen“ Artikel des Fachmagazins für
Torkanonen. Eigentlich soll es um die Kandidatur von Frau Federhenn
gehen. Diese wird in der Online-Ausgabe als „letztes Puzzleteil“
bezeichnet. Im Artikel selbst geht es um den Puzzlespieler, den
Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Herrn Höhne. Heldenhaft sind die
Torkanonen-Journalisten Herrn Höhne auf die Schliche gekommen, als
dieser die Mitgliedslisten durchforstete und feststellte, dass 30%
der Nullfünfer, ja eigentlich Nullfünferinnen sind. Daher fiel
seine Wahl auf das Aufsichtsratsmitglied Frau Federhenn, die er
angeblich inthronisieren möchte. Dass dieses dem Aufsichtsrats
zustehende Vorschlagsrecht auf einer Entscheidung des Gremiums
beruhte und nicht die eines Alpamännchsens mit Allmachtphantasien
war, haben die Torkanonen-Kolumnisten ignoriert. Und dass Herr Höhne,
„wie aus sicheren Quellen zu erfahren war“, Frau Federhenns Reden
und Interviews aufpimpte, zeigt vielleicht eher die Qualitäten von
Frau Federhenn, die anders als viele Männer, nicht
beratungsresistent ist, sondern sich helfen lässt. An seinen
Schwächen zu arbeiten war sicherlich noch nie ein Fehler – aber
ein Männer dominiertes Redaktionsteam macht natürlich keine Fehler
und ist auf so etwas nie und nimmer angewiesen. Es wäre allerdings
besser gewesen, Frau Federhenn hätte zum Zeitpunkt der Bekanntgabe
ihrer Kandidatur ihr Mandat im Aufsichtsrat niedergelegt. Denn wenn
sie nachher nicht gewinnt, wird sie zukünftig die Person, gegen die
sie unterlag, kontrollieren. Wie war das noch mit Mainz 05, der
Wichtigkeit, dem Verein und den Köpfen?
Ich nahm gerne vor dem Spiel das
Angebot der Supporters an, um den Ausführungen des dritten
Kandidaten, Herrn Hofmann zu lauschen, da ich ihn nicht kenne. Er
stand vielen Leuten aus der aktiven Fanszene Rede und Antwort.
Glücklicherweise wurden ihm auch in aller Ausführlichkeit kritische
Fragen gestellt, z.B. zum Thema Motivation. Hofmann erklärte, dass
er diesen Begriff im Sommer im Zusammenhang mit Mainz 05 gar nicht
benutzt hat. Bei mir kam es damals so an, als sei er aufgrund von
fehlender Motivation aus seiner Tätigkeit im
Nachwuchsleistungszentrum ausgeschieden. Hofmann stellt die Sache
gerade. Auf seine Ausführungen hin, die er gegenüber einem
Journalisten tätigte, warum er nach 12 Jahren in dieser
Funktion, in der er im Bereich Nachwuchsförderung sicherlich alles
miterlebt hatte, die tägliche Routine vielleicht nicht mehr als so
den Burner empfand, sprach der Journalist von Motivationsproblemen.
Das ganze erinnerte mich ein wenig an den Don, der auch nicht sein
Leben lang die Lebensversicherung von Mainz 05 spielen wollte. Hofmann
selbst blieb vielmehr Mainz 05 eng verbunden, in dem er z.B. für
Sandro die kommenden Gegner beobachtete – unmotiviert kann
man eine solche Arbeit sicherlich nicht verrichten. Und ihm war
wichtig klarzustellen, dass er seit drei Jahren Thomas Krücken im
Nachwuchsleistungszentrum aufgebaut hat und praktisch eine fließende
Übergabe ermöglichte. Hier merkt man, dass dieser Mann Aufgaben
ernst nimmt und sich entsprechend engagiert.
Interessant waren auch Hofmanns
Ausführungen über das Amt, auf das er sich heute bewirbt.
Langfristig sieht er auch die Notwendigkeit, einen hauptamtlichen
Vorstandsvorsitzenden zu installieren. Allerdings nicht heute, damit
der Verein endlich zur Ruhe kommt. Und auf die Frage, wie er Amt und
Job miteinander verbinden kann, erklärte er seinen Beamten-Status,
der es ihm ermöglichen kann, kürzer zu treten und die notwendige
Zeit für das Amt aufzubringen.
Ich wünsche mir vorallem, dass eine
möglichst große Zahl an Nullfünfern nachher in die Halle 45 kommt
– mit Perso und Mitgliedsausweis, damit unser neues Aushängeschild
eine größtmögliche Legitimation erfährt.
In diesem Sinne, gute Nacht und bis
später in der Halle 45!
Euer Christoph - Meenzer-on-Tour
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