Mainz, 22. Juli 2018
Die Sommerpause ist so lang wie nie in
diesem Jahr. Und dann schon am 33. Spieltag den Ligaverbleib fix
gemacht...gähn – das war nicht immer so bei Mainz 05. Man denke
nur an 1997, Stichwort WOB bzw. Volkspark oder an 2002 bei Eisern Union
oder an 2003 bei der doppelten Eintracht... Und genau da drum ging es
gestern mitten in dieser ellenlangen Sommerpause. Gespickt mit
Anekdoten erinnerten zwei Helden von 2004 an die Jubiläums-Saison,
die genau vor 15 Jahren ihren Anfang nahm, mit dem bekannten Ende
beim Spiel gegen die dritte Eintracht im Bunde, die aus Trier.
Bierbank statt Stehplatz - Sommerpause halt
„Wo genau hab' ich was verpasst?“ -
diese Entschuldigung gilt diesmal so gar nicht, nachdem sogar der
Verein mit einer Push-Mitteilung am Freitag alle Nutzer der 05-App
auf das Q-Block-Sommerfest hingewiesen hat. Zum ersten Mal luden die
Fans des FSV zu einem selbst organisierten Sommerfest im Stadion am
Europakreisel ein – nicht die in der Szene Aktiven, sondern
alle, die Bock auf Nullfünf haben. So richtig Bock machte alleine schon
das Ambiente hinter der Rheinhessentribüne mit Kleinfeld zum Kicken,
Hüpfburg für die Kids, Speis' und Trank zu fairen Preisen und einer
Ausstellung von Motto-Shirts, Stickern und Schals der aktiven Fans
des FSV. Dazu wurden die mittlerweile immer weniger grauen Ecken und
Felder des Stadions mit Bannern geschmückt und die Streetart, die
mittlerweile viele Teile des Stadion so einzigartig macht, kam
spätestens gegen 19.05 Uhr beim Licht der untergehenden Sonne so
richtig zur Geltung.
Leider heute keine selbstverständlichen Aussagen
Davor durften aber auch schon alle
Zuhörer strahlen, als die Ex-Spieler Sandro, Tamás, Moderator und
Ex-Capo Ludo und Matthias vom Fanprojekt, damals als Ultra mitten im
Geschehen dabei, im Rahmen einer Podiumsdiskussion die
Jubiläums-Saison 2003/2004 Revue passieren ließen. Natürlich
wurden im Laufe des Gesprächs auch solche „Unworte“ wie „Fürth“
und „Bielefeld“ thematisiert, aber am interessantesten war
zu erfahren, wie die Jungs nach dem damaligen 0:0 in
Regensburg über die Sache „Aufstieg“ dachten. Allgemeiner Tenor
in der Mannschaft war, dass Mainz 05 nun endlich mal dran sei mit dem
Aufsteigen, nach dem zweimaligen unglücklichen Scheitern 2002 und
2003, was es so in Fußballdeutschland voher und nachher in seiner
Dramatik nie gab. Und deshalb war man sich so sicher, Trier zu
bezwingen, Conor Casey mit einem Erstligavertrag auszustatten und
endlich eine Woche am Theater feiern zu können...
Speis' und Trank zu fairen Preisen durften auch nicht fehlen
Überhaupt Tamás Bódog: Für mich ja
eigentlich der NiNo 2, was normalerweise Redseligkeit betrifft. Aber
er befand sich für seine Begriffe fast schon im Monolog-Modus und es
war einfach herrlich, den vier Jungs zuzuhören. Gleichzeitig nutze
Sandro, wie neulich in der Länderspielpause, die Gunst der Stunde,
alle einzuschwören:
Als Dankeschön erhielten Sandro und Tamás Q-Block-Fanutensilien überreicht
Punkt 1: In Mainz funktioniert immer
nur alles über das Kollektiv. Das war letzte Saison nach Hoffenheim
an Fastnacht am Bobbes. Die Länderspielpause kam zur richtigen Zeit
und, so ist es mittlerweile Tradition und Sitte in der goldenen Stadt
am Rhein, es wurde wieder gemeinsam die Situation gerettet – sprich
der Klassenerhalt gesichert...und das in Liga 1, was Mitte/Ende der
Neunziger noch in Liga 2 unerkannte Emotionen hervor ruf. Und da wären wir bereits bei Punkt 2:
Es gibt nur 18 Vereine in der Republik, die erste Liga spielen
dürfen. In der nächsten Saison ist das weder in Hamburg noch in
Köln der Fall, aber der FSV aus Mainz am Rhein ist zum 9.-mal in
Folge mit dabei! Vielen ist leider nicht bewusst, wo wir herkommen.
Erstligafußball ist in Mainz immer noch etwas außergewöhnliches
und nicht der Standard! Das müssen wir uns alle immer mal wieder vor
Augen halten.
Die grauen Wände hinter der Rheinhessen-Tribüne sind mittlerweile eine Minderheit
Nichtsdestotrotz verändern sich die
Rahmenbedingungen. Sandro und Tamás erzählten von eingen
Nonstop-Reisen vom Auswärtsspiel direkt ins Europalace in Kastel. So
etwas ist heute eigentlich undenkbar. Aber eigentlich undenkbar ist
auch, dass der Trainer eines Erstligisten im Jahr 2018 bei einer
Fanveranstaltung wie anno dazumal der Kloppo im Café am Ballplatz
stundenlang am Tresen steht und mit den Leuten babbelt. Aber hier an
diesem Nachmittag war nicht nur er, sondern auch Mitglieder des
Vorstands, des Aufsichtsrats und der Direktion präsent und
ansprechbar. Und wer bei diesen Leuten mal was loswerden wollte –
die Situation war nie so günstig wie gestern Nachmittag. Die immer
beschworene Fannähe hat sich gestern tatsächlich gezeigt und ist
nicht einfach ein abgelutschter Marketing-Gag. Hier ziehen wirklich
alle an einem Strang, der Verein mit Fanabteilung und Fanbeauftragten
aber auch wir Fans. Sandro brennt auf die neue Saison und hat die,
die gestern dabei waren, sicherlich gleich mal alle mitgenommen. Wie schon die Veranstaltung „Samstags
halb vier, Fußball, Bratwurst, Bier“ wurde mit viel Liebe und
Leidenschaft ein toller Rahmen für wunderbare Begegnungen gelegt, in
der man sich mal mit vielen Leuten austauschen
konnte. Ein großes Dankeschön an den Q-Block für diese gelungene
Veranstaltung. Wiederholung in der nächsten Sommerpause sehr
erwünscht! Und alle, die dieses Mal nicht dabei waren...es lohnt
sich, Mainz 05 von mitten drin zu erleben...in der ellenlangen
Sommerpause!
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour
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