|
Wageningen - Niederlande, 6. Dezember 2003
Liebe potentiellen Fußball-EM Gucker!
Auf meiner Stippvisite beim ersten EM Land, gegen das sich die deutsche
Fußballnationalmannschaft nun im kommenden Juni durchwurschteln will, muss
ich eingestehen, dass auch niederländische Fans von ihrer Mannschaft alles
andere als begeistert sind. Dabei haben Fußballer in den Niederlanden die
optimalen Trainingsbedingungen: Überall ist es flach, Wiesen gibt es im
Überfluss, die Deiche sind natürliche Seiten- und Toraus-Linien, und die
Kühe bleiben anders als in Indien auf der Weide und blockieren nicht das
Mittelfeld.
Apropos Indien...irgendwie fühlte ich mich ja schon ein wenig auf den
chaotischen Subkontinent zurückversetzt: Fahrräder, Fahrräder und nochmals
Fahrräder. Aber anders als bei uns wird hier die Spezies "Radler" nicht
getrunken, sondern Ernst genommen: Es gibt praktisch immer einen Radweg
der den Namen auch verdient hat. Die Buckelpisten, in Deutschland oft als
Radweg angepriesen und nur mit Mountain Bikes halbwegs befahrbar, fehlen
hier komplett. Stattdessen findet der passionierte Radler ebene Pisten,
bei denen sogar das Trampen à la Hollandaise, Pardon die Mitnahme auf dem
Gepäckträger, beim Mitgenommenen keine bleibenden Schäden am Gesäß
hinterlassen. Bei Baustellen auf dem Radweg gibt es eine beschilderte
Umleitung, die tatsächlich wieder auf den eigentlichen Weg des Radelns
zurückführt. So bleibt dem niederländischen Radler, das allseits beliebte
Absteigen und Radweg-Suchen, das bei uns doch öfters vorkommt, erspart.
Abgestellt wird das Rad in Radparkhäusern und die Wahrscheinlichkeit, sein
Rad nach einer Kneipentour wieder zu finden liegt hier noch recht hoch,
anders als in vielen anderen Zock- und Klau-Regionen.
Natürlich war es
eine prima Sache mit den tatsächlich hier in tausendfacher Ausgabe
herumrollenden Hollandrädern ins Restaurant oder in die Kneipe zu düsen.
Berge sind hier ein Fremdwort, so dass tags wie nachts die Radwege von
allen Bevölkerungsschichten genutzt werden, und sich so ein ganzes Volk
fit hält und auch im platten Zustand wieder nach Hause findet, statt am
nächsten Hügel in den Graben zu rollen.
Einerseits muss man auch in den Niederlanden ein prallen Geldbeutel nach
der Euro-Einführung haben, um überhaupt in die Nähe des
Plattheits-Zustands zu geraten. Andererseits fällt die Auswahl wie man,
finanzielle Mittel vorausgesetzt, in eben diesen Zustand fällt, nicht nur
wegen der in ganz Holland verbreiteten „Coffie-Shops", extrem leicht.
Urige Kneipen mit unzähligen, zwar nicht nach dem Reinheitsgebot
gebrauten, aber doch sehr trinkbaren Gerstensaft-Varianten, laden zum
Verweilen und zum Diskutieren über Fußball ein. Und um eben diesen geht es
zumindest am 15. Juni 2004, wenn Deutschland gegen die Niederlande spielen
wird. Testet dies am besten mal alles selbst aus, hier in den sympathischen
Niederlanden und freut Euch auf ein gutes Spiel zwischen zwei
fußballverrückten Nationen - egal wie es auch ausgehen mag!
Bis dahin wünsche ich Euch allen einen geruhsamen Advent. Genießt die Zeit
mit Tee und Plätzchen oder dem einen oder anderen Glühwein oder spaced in
einem Coffie-Shop mal so richtig ab!
|