Mainz, 16. September 2018
Kennt Ihr die Seite „FUMS“? Die
Abkürzung steht für „Fußball macht Spaß“ und die zitiert oft
Sportreporter, die Spiele kommentieren. Gestern ist laut „FUMS“
der Spruch gefallen „Mehr Kongolosen bei den Mainzern als
Rheinland-Pfälzer“. Ob nach so einem Spruch einem der Fußball
noch Spaß macht, sei dahingestellt.
Das Netz ist seit gestern Abend auf
jeden Fall mal wieder gespalten. Die einen finden diesen Spruch
rassistisch, die anderen finden ihn lustig und über die Meinung der
schweigenden Mehrheit kann wieder nur spekuliert werden. Darüber
jedenfalls, ob der Spruch stimmt, brauchen wir jedenfalls nicht zu
spekulieren. Der Vergleich hinkt schon alleine deshalb, weil eine
vermeintliche Staatsangehörigkeit mit einem Bundesland in Verbindung gebracht
wird. Man kann als vermeintlicher Kongolese in Rheinland-Pfalz leben. Dann wäre man
schlichtweg beides. Denn eine Rheinland-Pfälzische
Bundeslandangehörigkeit gibt es nicht. Setzt man Rheinland-Pfalz mit
der deutschen Staatsangehörigkeit gleich, wird der Vergleich auch
nicht richtig, da niemand in der gestrigen
Startelf die kongolesische Staatsangehörigkeit besitzen konnte - dazu unten mehr. Sprich der
Spruch entbehrt jeder Grundlage.
Jetzt geht es bei dem diesem Spruch
natürlich gar nicht um das Land "Kongo" an sich. Denn dieses gibt es gar
nicht. Es existieren die Republik Kongo und die Demokratische
Republik Kongo. Folglich gibt es noch nicht einmal "die kongolesische
Staatsangehörigkeit" bzw. "die Kongolesen". Bei über 50 Staaten
Afrikas gibt es gerade mal zwei, die ähnlich klingen und bei der
dieser Fehler gemacht werden konnte. Dumm gelaufen... Der einzige Bezug zu Mainz, den
man vielleicht herstellen kann, ist der Fakt, dass die Hauptstädte
der beiden Länder, Brazzaville und Kinshasa, sich ähnlich nah
gegenüberliegen wie Mainz und Wiesbaden. Und sie sind durch einen
Fluss getrennt. Und dieser Fluss heißt...Kongo!
Wenn es nicht um den Kongo geht, dann um was? Es geht meiner Meinung nach um die Assoziationen, die bei diesem Spruch
geweckt werden: Rheinland-Pfälzer sind weiß. So genannte Kongolesen sind
schwarz. Menschen über ihre Hautfarbe einem Land oder einem
Kontinent zuzuordnen, klappt aber schon länger nicht mehr. Denn
in Simbabwe zum Beispiel leben viele Afrikaner, die weiß sind. Ende
des 19. Jahrhunderts sind deren Vorfahren nach Afrika gegangen, weil
sie dort größere Chancen sahen, ihr Leben zu verbessern (!) als in
Europa. Und dann wäre da noch Südafrika, das wir sicherlich alle
kennen. Dieses Land hat mit Rassismus schlimmste Erfahrungen gemacht.
1994, nach dem Ende der Apartheid und den ersten freien
demokratischen Wahlen, sprach Bischof Desmond Tutu von der „Rainbow
Nation“, der Regenbogen-Nation, die sich nicht mehr über
Hautfarben definiert.
Das sollten wir uns alle mal zu Herzen
nehmen. Und vielleicht erst nachdenken und dann Sprüche raushauen.
Auch wenn man dann vielleicht den einen oder anderen Lacher weniger
verbuchen kann. Denn auf manche Lacher sollte man meiner Meinung nach
lieber verzichten: „Say no to Dummgebabbel!“
Rot-weiße Grüße,
Christoph – Meenzer on Tour
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