Mainz, 8. September 2018
Krimis und Mainz, das passte bislang so
gut zusammen wie Montagsspiele und Faninteressen. Ich denke da nur an
den Mainz-Tatort, Folge 1053, der neulich in der ARD lief. Der
Regisseur hätte Heike Makatsch durch jede beliebige Stadt
rennen lassen können, so einfallslos und banal war das Skript. Der
Vorgänger-Tatort aus Mainz, Folge 109, lagert seit seiner
Erstausstrahlung 1980 im Archiv des SWR, obwohl in dieser Folge, dem
Klischee entsprechend, die Fastnacht eine große Rolle spielte. Fast
ganz ohne Fastnacht, aber dafür mit sehr detailverliebter
Beschreibung der Mainzer Neustadt, kommt „Im Schatten der Arena“
aus, ein Mainz (05) Krimi, der so nur in der goldenen
Stadt am Rhein handeln kann und nicht in Bielefeld oder Bitterfeld.

Die Handlung an sich ist recht schnell
erzählt: Jo, eine alleinerziehende Journalistin der Lokalzeitung
findet sich mit dem vermeintlichen Unfalltod ihres Kollegen nicht ab.
Daher versucht sie zu recherchieren, an welchen Themen er vor seinem
Unglück dran war, und wer gegebenenfalls ein Motiv hatte, den
Sportreporter umzubringen.
Mara gelingt es, Kapitel um Kapitel
eine Spannung aufzubauen. Durch die bildhafte Schilderung jeder
Handlung aller Figuren an Plätzen, die viele Mainzer*innen sicherlich kennen,
konnte ich mich sehr gut in die einzelnen Szenen hineinversetzen. Als
positiver Nebeneffekt erhalten die Leser*innen einen kleinen Einblick in
den Alltag von Zeitungsredaktionen und in die Ermittlungsarbeit der
Polizei. Hört man bei Fernsehkrimis oft, dass die abgedrehten Szenen
nicht viel mit der täglichen Arbeit von Kriminalist*innen gemein haben, ist bei
diesem Werk anzunehmen, dass die geschilderten Abläufe recht
realistisch geschildert werden, schließlich spielt sogar der Mainzer
Polizeisprecher mit Klarnamen mit.
Dem interessierten Fußballfan mögen
manche Passagen erklärend bis
aufklärerisch vorkommen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass nicht alle
Krimi-Leser*innen gleichzeitig versierte Fußballkultur-Expert*innen sind. Das
Buch liefert einen gelungenen zeitgeschichtlichen Abriss der letzten
Jahre, was Mainz 05 im Speziellen aber auch Fußballdeutschland im
Allgemeinen betrifft. Als Leser*in merkt man im Verlauf der Handlung
unweigerlich, dass Fußball politisch ist, auch wenn es da einige
besorgte, meist männliche, Mitbürger gibt, die diesen Zusammenhang da immer noch nicht sehen
wollen.
Mara ist mit ihrem Werk meiner Meinung
nach ein großer Wurf gelungen, der es letztlich „verschmerzen“ lässt,
dass ihre Hommage an die Mainzer Neustadt zu großen Teilen auf der
„falschen“ Rheinseite entstanden ist. Eine Fortsetzung wäre
wünschenswert – auch gerne ohne 05-Bezug, denn der Bibelturm,
bietet sicherlich immer noch so viel Konfliktpotenzial, so dass die
Journalistin Jo schon bald wieder aktiv werden muss. Vielleicht
gelingt Mara ja sogar das, was der Drehbuchautor des Tatorts 1980
nicht vollbrachte – einen Fastnachtskrimi zu schreiben, den man
sich auch Jahre später nochmals gerne gibt – das ist ihr mit dem
Fußballkrimi „Im Schatten der Arena“ meiner Meinung nach
auf jeden Fall gelungen.
|